Gute Avocado, böse Avocado

Avocados aufgeschnitten mit Kern

Avocados sind supergesund und reich an Vitaminen, Kalium und „guten“ (ungesättigten) Fettsäuren. Die schwarze Frucht ist zudem vielseitig verwendbar. Veganer schätzen den cremigen Butterersatz und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Küche.

Die ergeben sich, weil das Fruchtfleisch selbst recht neutral schmeckt. Die Schattenseite des Superfood ist ihr schlechter CO2 Foodprint. Immer mehr Umweltschutzorganisationen kritisieren daher den inflationären Einsatz der Avocado in der Gastronomie. Besonders die langen Transportwege und der überwiegende Anbau in Monokulturen ist Umweltaktivisten ein Dorn im Auge.

Avocados sind gesund…

Die Avocado ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lorbeergewächse und aus botanischer Sicht eine – wenn auch große – Beere. Die Frucht liefert gesunde, weil ungesättigte Fettsäuren, jede Menge Vitamine aus dem Komplex der B Vitamine inclusive Folsäure, Vitamin K, E und C, sowie Mineralstoffe, wie Kalium und Kupfer.

Avocados sind mit knapp 77 Prozent an Kalorien durch Fett das fetthaltigste pflanzliche Lebensmittel. Das Fett in Avocados ist aber im Gegensatz zu tierischem Fett sehr gesund. Es ist reich an entzündungshemmender Ölsäure, und wirkt sich positiv auf die Herzgesundheit aus.

Zudem benötigen einige Nährstoffe Fett – allen voran die fettlöslichen Vitamine A, E und K – um vom Körper richtig aufgenommen zu werden. Am Speiseplan Gemüse mit Avocados zu kombinieren ist also eine gute Methode, wenn man das volle Nährstoffpotenzial aller Lebensmittel optimal ausschöpfen möchte.

Avocados liefern mit ihrem hohen Ballaststoffanteil (sieben Gramm Ballaststoffe auf 100 Gramm Frucht) zudem einen wichtigen Beitrag zur Darmgesundheit. Ebenfalls erwiesen ist, dass bei regelmässigem Verzehr der schwarzen Frucht Cholesterin- und Triglyceridwerte gesenkt werden können.

Aus rein ernährungswissenschaftlicher und medizinischer Sicht betrachtet ist die Avocado also ohne Zweifel eine „gute“ Frucht.

…und vielseitig verwendbar

Kein Wunder also, dass Avocados boomen und ein Ende des Hypes scheint nicht in Sicht. Veganer und Nicht-Veganer lieben die Frucht nicht nur als Brotaufstrich. Kaum eine Speisekarte kommt ohne Avocadotoast, Avocadoeierspeis oder Avocadosalat aus. Auch Smoothies aus dem grünen Fruchtfleisch sind beliebt und als veganer Butterersatz passt die Avocado sogar in Kuchen und cremige Desserts.

Der Avocado Konsum der Europäer ist allein in den letzten beiden Jahren um rund 65 Prozent gestiegen. 2018 wurden in Europa 650.000 Tonnen Avocados konsumiert und man rechnet mit einem weiteren jährlichen Anstieg von 35%. Allein nach Österreich wurden 2018 rund neun Mio Kilo Avocados importiert – 2008 waren es erst 1,9 Mio Kilo!

Der globale Heißhunger auf die Butterfrucht hat sich im letzten Jahrzehnt allerdings verheerend auf Menschen und Umwelt in den Anbaugebieten ausgewirkt. Mittlerweile mehren sich kritische Stimmen seitens Umweltorganisationen und seitens der Gastronomie über die Methoden rund um die Produktion von Avocados.

So hat der irische Sterne-Koch JP McMahon Avocados in einem Interview als „Blutdiamanten Mexikos“ bezeichnet. Auch der österreichische Haubenkoch Paul Ivic aus dem mehrfach ausgezeichneten vegetarischen Tian-Restaurant verzichtet bewusst auf die Trendfrucht und ruft Köche aus aller Welt dazu auf, die Beerenfrucht nicht mehr zu verwenden. Ihr Einsatz sei ökologisch und sozial nicht verantwortbar, meit Ivic.

Avocados – ökologisch vertretbar?

Avocado Infografik

Die Avocado im Nachhaltigkeits-Check: Ökobilanz

Zunächst einmal: die Transportwege der Frucht sind sehr weit. So gut wie alle Avocados werden aus Übersee importiert. Im besten Fall kommen sie aus Spanien, im Normalfall aber aus Mexiko, Peru, Chile oder Südafrika. Aber es gibt immer mehr Alternativen und der Konsument hat mehr Macht als er glaubt. Schauen Sie beim Kauf einer Avocado also immer auf deren Herkunft.

Doch es geht nicht nur um die Tansportwege, sondern auch um die Art der Kultivierung. Die schwarzen Früchte werden, wenn es sich nicht um ausgewiesene Bioplantagen handelt, großteils unter hohem Pestizid- und Düngemitteleinsatz in Monokulturen angepflanzt. Und das zu einem Teil in Regionen, die eigentlich zu Dürreregionen zählen.

Das ist umso bedenklicher wenn man weiß wieviel Wasser eine Avocado braucht, um zu reifen. Um ein Kilo Avocado – also ca. 3 Früchte – zu produzieren sind 1000 Liter Wasser nötig. Pro Frucht also rund 330 Liter. Zum Vergleich: Eine Tomate braucht 13 Liter, ein kleiner Apfel (100 Gramm) rund 70 Liter.

Manche Flüsse im Umfeld von Avocadoanbaugebieten in Chile und Mexiko sind als Folge der wild wachsenden Plantagen bereits ausgetrocknet. Ökologische, aber auch soziale Probleme sind die bitteren Folgen.

Mexikos Blutdiamanten?

In Mexiko, dem Haupt-Exportland der Avocado, wurden 2017 bereits zwei Millionen Tonnen Avocados geerntet – Tendenz aufgrund der ungebrochenen Nachfrage weiter stark steigend. Mittlerweile hat sich in dem mittelamerikanischem Land eine regelrechte Avocado-Mafia etabliert, die das große Geld wittert.

Schwarze Schafe der Agrarindustrie kooperieren mit organisierten Verbrecherbanden, die illegal riesige Urwälder abroden. Dabei vertreiben sie auch ohne Rücksicht auf Verluste die einheimische, zum Teil indigene Bevölkerung um noch mehr Platz für die lukrativen Plantagen ihrer Auftraggeber zu schaffen. Ein (sozial)ökologisches Disaster!

1500 bis 4000 Hektar – die Schätzungen liegen hier stark auseinander – werden mittlerweile jährlich allein in Mexiko gerodet, um Platz für weitere Avocadoplantagen zu schaffen.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Avocadobaum dann meist in Monokulturen wächst und entsprechend Düngemittel und Pestizide braucht, um zu gedeihen. Die langfristigen Nachteile von Monokulturen wollen wir an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber erwähnen. Der Schaden der daraus erwachsen wird, ist heute noch gar nicht abzusehen.

Kann man Avocado noch mit gutem Gewissen essen?

Jein. Wie so oft lautet die Empfehlung: alles mit Mass und Ziel. Greenpeace rät, in jedem Fall zu Biofrüchten zu greifen, auf die Herkunft der Avocados zu achten und jedenfalls deutlich weniger vom Superfood zu essen.

In einschlägigen Onlineshops, wie etwa www.avocadoshop.biz werden fair produzierte und unbehandelte europäische Avocados angeboten. Alle Früchte kommen direkt von einer andalusischen Finca, sind bio und werden nur angeboten, wenn sie Saison haben. Ab acht Kilogramm Bestellwert liefert das Unternehmen versandkostenfrei. Die letzte Lieferung ging heuer Anfang März raus, die nächster gibts dann wieder im September. Neben den Avocados kann man dort übrigens auch Mangos erwerben.

In den Sommermonaten empfehlen Umweltschutzorganisationen tatsächlich auf die Avocado zu verzichten, da sie in Europa nirgends gerntet werden kann. Besonders die Gastronomen seien hier in der Pflicht, meint z.B. Greenpeace. Denn Fakt ist: wenn man nachhaltiges Essen anbieten möchte, gibt es nur eine logische Konsequenz: regional, saisonal und biologisch produziert.

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Quellen:

¹ Superfood Avocado
² Avocadoshop

Linktipps

– Fragwürdige Bio-Importe der Handelskonzerne
– Salz – Gesundheitsfakten
– Veganes backen – die besten Tipps & Utensilien
– Vegane Avocadorezepte
– Bio Reisprotein – gesunde Eiweißquelle für Allergiker und Veganer

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