Wissenschaftliche Ernährungskonzepte für Vegetarier, Veganer & Flexitarier

Wissenschaftliche Ernährungskonzepte für Vegetarier, Veganer und Flexitarier

Zwar gibt es für die meisten Ernährungsformen eine Unmenge an Ratgebern, sowohl in Buchform als auch im Internet, aber eine valide wissenschaftliche Datenbasis ist nur ansatzweise vorhanden.

Das soll sich nun ändern: das Deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Nachwuchsgruppe „Nutritional Concepts“ an der Universität Jena mit knapp 2,7 Millionen Euro für die Erstellung wissenschaftlicher Ernährungskonzepte für Vegetarier, Veganer und Flexitarier.

Vegetarier, Veganer, Flexitarier – die Art und Weise, wie sich Menschen ernähren, ist sehr unterschiedlich, sei es aus gesundheitlichen, ethischen oder anderen Gründen. Die einen essen viel Fleisch, andere verzichten völlig auf tierische Lebensmittel.

Doch egal welche Ernährungsweise man bevorzugt, es besteht leicht die Gefahr, bestimmte Lebensmittel wegzulassen, die den Körper mit wichtigen Inhaltsstoffen versorgen.

So müssen Veganer Alternativen finden, um einem Mangel an Vitamin B12 vorzubeugen, da sie diesen wichtigen Nährstoff aufgrund des Verzichts auf tierische Lebensmittel meist nicht in ausreichenden Mengen aufnehmen.

Zwar gibt es für die meisten Ernährungsformen eine Unmenge an Statements, valide wissenschaftliche Datenbasis ist aber nur ansatzweise vorhanden. Vor allem die Frage, ob Veganismus das „gesündere vegetarisch“ ist, lässt sich nicht klären, denn es fehlt ein direkter Vergleich zwischen Vegetariern und vegan lebenden Studienteilnehmern.

Ernährungswissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena wollen das jetzt ändern. In den kommenden fünf Jahren erarbeitet die Nachwuchsgruppe „Nutritional Concepts“ gezielt Ernährungskonzepte für verschiedene Ernährungstypen.

Diese Leitlinien werden durch Humaninterventionsstudien wissenschaftlich validiert. Die Gruppe ist am Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD) der Universitäten Jena, Halle und Leipzig angesiedelt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit knapp 2,7 Millionen Euro unterstützt.

„Unser Ziel ist es, Ernährungskonzepte für gesunde Personen mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten zu entwickeln, mit denen sichergestellt werden kann, dass sie alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge aufnehmen“, erklärt Dr. Christine Dawczynski, die Leiterin der neuen Nachwuchsgruppe. „Die Konzepte werden basierend auf einem umfangreichen Screening entwickelt und anschließend im Rahmen einer zwölfmonatigen Humanstudie validiert.“

Neue Biomarker für aussagekräftige Studien

Um die Aussagekraft ernährungsassoziierter Studien dauerhaft zu verbessern, konzentriert sich die Nachwuchsgruppe darauf, Biomarker zu identifizieren und zu validieren, die bestimmte Ernährungsmuster verlässlich reflektieren.

„Unsere erste Studie zielt darauf ab, ernährungsassoziierte Biomarker zu etablieren, die die Angaben der Studienteilnehmer hinsichtlich ihrer Ernährungsgewohnheiten komplettieren und ergänzen. Auf diese Weise möchten wir validere Zusammenhänge zwischen der Nährstoffzufuhr und dem Gesundheitszustand erkennen“, erläutert Dawczynski.

So lassen sich etwa Omega-3-Fettsäuren marinen Ursprungs bereits gut im Blut nachweisen – ähnliches wollen die Forscher nun auch für den Konsum von ballaststoffreichem Getreide, Fleisch, Milchprodukten, Schokolade, Fast Food oder Gemüse und Obst erreichen.

„Wir wollen Biomarkerprofile als eine Art Fingerabdruck des Ernährungsmusters etablieren, um dadurch Probandengruppen besser charakterisieren zu können und den Einfluss der Ernährungsmuster stärker in der Auswertung der Studienergebnisse berücksichtigen zu können“, erklärt die Jenaer Ernährungswissenschaftlerin. Perspektivisch sollen diese etablierten Biomarker auch in den großen Kollektiven von Kohortenstudien gemessen werden, um dort den Zusammenhang zwischen bestimmten Ernährungsweisen und dem Auftreten von Erkrankungen zu ermitteln.

Einrichtung eines Studienzentrums am Institut für Ernährungswissenschaften

„Das zur Verfügung stehende Budget erlaubt es uns, in den kommenden fünf Jahren Humaninterventionsstudien mit fast 1.000 Studienteilnehmern durchzuführen, um die genannten Fragestellungen zu bearbeiten“, informiert Dawczynski.

Dabei entsteht ein großer Pool an Daten, auf den die Jenaer Ernährungswissenschaftler auch in Zukunft zurückgreifen können. Die erarbeiteten Ernährungskonzepte sollen zudem der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Aufbauend auf der neugeschaffenen Nachwuchsgruppe soll am Institut für Ernährungswissenschaften ein Studienzentrum zur Durchführung ernährungsassoziierter Humaninterventionsstudien eingerichtet werden.

„Die Nachwuchsgruppe bereichert das Institut und den Kompetenzcluster nutriCARD. Die vom BMBF geförderten Vorhaben tragen maßgeblich dazu bei, sowohl das Forschungsgebiet als auch die Disziplin der Ernährungswissenschaften hier in Jena nachhaltig zu stärken“, sagt Prof. Dr. Stefan Lorkowski, der Jenaer Koordinator des Kompetenzclusters nutriCARD. „Denn gerade wenn es um so etwas Elementares wie unsere Ernährung geht, ist es bedeutsam zu betonen, wie wichtig evidenzbasierte wissenschaftliche Studien sind.“

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Quellen:

¹ Fingerabdruck der Ernährung (Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Jena)
² Veganismus: Gesund oder riskant? (Medizin-Transparent.at)

Linktipps

– Vegan oder vegetarisch – wie gesund ist das für Kinder und Jugendliche?
– Die populärsten Ernährungsweisen und Diäten
– Fragwürdige Bio-Importe der Handelskonzerne
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